Mitglied im Stadtverband Nürnberg der Kleingärtner e.V.
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Der Garten, so wie ihn die Igel gerne mögen

 

Igel bevorzugen Gartenbesitzer, die nicht an Aufräumwut leiden, auch mit der Akkuratesse nicht auf Du und Du stehen, auf Schneckengift verzichten und ihr Reich etwas wilder und naturnaher mögen. Dann halten sich auch kleine Stachelritter gerne auf und gehen mit Vergnügen einer Beschäftigung nach, die wiederum dem Gartenbesitzer nützt – sie vertilgen Insekten in erster Linie, aber auch Schnecken und deren Gelege verschmähen sie nicht. Dass sie wiederum Regenwürmer gerne verspeisen, kann ein gesunder Garten leicht verkraften und der Gartenbesitzer auch.

 

Ein igelfreundlicher Garten bietet Verstecke und wer mag, kann dabei auch mithelfen. Stapelt man Bretter, kann man darauf achten, dass darunter ein Hohlraum mit Einschlupf bleibt, wenn man Gartenplatten lagert, dass darunter sich ein Igel ein Nest bauen kann oder man lässt einen Reisighaufen ruhen. In solchen Totholzhaufen wimmelt es bald von Leben und den Igeln kommen sie sehr zu Gute als Versteck und als Nahrungsquelle. Ein extra gebautes Igelhaus oder ein Zugang in eine Gartenhütte ist natürlich Wohnraum der Extraklasse, aber auch hinter aufgestellten Brettern, bei manchen Komposthaufen, unter umgedrehten Regentonnen, in dichten Hecken, in geschützten Nischen oder im Laubhaufen finden Igel Unterschlupf. Sommerliche Schlafnester werden von Igeln nicht besonders sorgfältig und bequem gebaut, da sind sie eher Minimalisten, wenn es um reine Übernachtungsstellen geht. Auf Ruhe und Trockenheit der Schlafstätte achten sie schon. Hingegen Wurfnester werden von den Igelinnen gut versteckt und sicher angelegt und für den Nachwuchs weich ausgepolstert mit Laub oder trockenem Gras. In meinem Garten fand eine Igelin den Hohlraum unter dem Kinderspielhaus als geeignet und wir konnten im September abends fünf kleine Igel beobachten, die von hier zu ersten selbständigen Futterstreifzügen aufbrachen. Bei so viel Niedlichkeit wird das Herz weich und wir haben ihnen jeden Abend ein Schüsselchen Katzenfutter angeboten, das immer geräuschvoll geleert wurde. Unsere Igelkinder sollten bis zum Winterbeginn genügend Fettreserven anlegen können, mit denen sie den Winterschlaf überstehen.

Aber – ganz wichtig: Igel vertragen keine Milch! Sie verursacht Verdauungsprobleme und stört somit den wichtigen Aufbau der Fettdepots, das kann für Igel tödlich enden.

 

In einem strukturreichen Garten finden die kleinen Stachelritter genügend Futter: Käfer, Asseln, Raupen, Würmer, Schnecken etc. Als Gartenbesitzer steht man mit Schnecken eher weniger auf freundschaftlichem Fuße, aber der Verzicht auf herkömmliches Schneckenkorn schützt den Igel. Absammeln ist mühsam, aber sicher die Methode, die am besten andere Nützlinge schützt.

Gartenzäune, unter denen sie durchschlüpfen können, mögen Igel auch, denn sie durchstreifen nachts große Reviere um ihren Magen zu füllen, oder weil sie auf Brautschau sind.

 

Igelfallen sind ungesicherte Fensterschächte, Teiche mit Steilufer (Igel können schwimmen, sind aber nicht sehr ausdauernd), Wasserbehältnisse, in die sie hineinfallen können und tiefe Gräben mit steilen Wänden. Schräg angebrachte Bretter zum Herausklettern können eine Hilfe sein, besser vermeidet man durch Abdeckungen gleich die Sturzgefahr. Der größte Feind aber ist das Auto, denn die Igelstrategie mit den aufgestellten Stacheln ist hier unwirksam.

 

Im Herbst sind Igel manchmal schon bei Dämmerung unterwegs auf der Suche nach einem Winterquartier und fressen sich wichtige letzte Fettreserven an. Diese Igel aus der Natur zu entnehmen und mit falsch verstandener Tierliebe ins Haus zu holen ist verboten. Der Igel ist ein Wildtier und geschützt. Man kann dem Winterspeck eines Igels schon auf die Sprünge helfen, wenn man auf Laubbläser verzichtet. Sie pusten neben dem Isoliermaterial für sein Winternest auch seine Brotzeit weg, denn viele Insekten finden sich in Laubansammlungen. Der gute alte Brauch des Laubrechens hilft allen, denn der Igel fände einen Laubhaufen, der neben Wärme auch noch letzte Nahrung bietet, der Gärtner seinerseits betätigt sich sportlich und kann im nächsten Frühjahr zudem das Material gut verkompostieren. Eine Plane, die vor Nässe schützt, wäre natürlich schon angenehm aus Sicht des kleinen Wintergastes.

 

Wenn der Garten igelfreundlich gestaltet ist, brauchen die kleinen Stacheltierchen unsere Unterstützung in Form von Nahrungsgaben nicht und die natürliche Auslese sollte der Mensch eigentlich nicht stören. Als Zugeständnis an große Tierliebe ist ein Futterschüsselchen mit Katzenfutter, gekochtem Ei (ungewürzt), Mehlwürmern oder Igelfutter aus dem Fachhandel schon mal erlaubt, wenn man einen Unterschlupf mitleichtgewichtigem Bewohner entdeckt hat und die kalte Jahreszeit bevorsteht. Für einen sicheren Winterschlaf sollte der Igel etwa 600 Gramm auf die Waage bringen. Eine umgedrehte Obstkiste mit einem Einschlupf 10 x 10 cm schützt vor Nahrungskonkurrenten, wie z. B. den Katzen. Aber tägliche Hygiene und Kontrolle des Futterplatzes ist wichtig.

 

Ich hoffe, dass viele Gartenfreunde in lauen Sommernächten die Gelegenheit haben, in ihrem Reich so einen kleinen Stachelritter zu beobachten, über die kleinen schwarzen Würstchen, die er gelegentlich hinterlässt, sehen wir ja doch alle großzügig hinweg.





 

 

 

 

 

Bilder und Text Heidi Jersch            
Igelfreundin und Autorin
der Kinderbücher „Der kleine Igel Wenzel,
Wenzel`s Abenteuer, Wenzel und Igelinchen“
 

 

 

 

 

 

Lt.  www.igelverein.de
Schneckenkorn Ferramol der Firma Neudorff mit dem Wirkstoff
"Eisen-III-Phosphat" ist nicht  bedenklich in der Anwendung. 

 

 

 

 

 

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